Du zartes Ich

– Liebesgedicht an Dich selbst –

 G00017-500

Du zartes Ich, geliebte Kleine,

unendlich alt an Zeiten.

Du starkes Wesen, nur die meine,

aus kosmisch fernen Weiten.

*

Getragen hast Du Jahr für Jahr

mein Hoffen und mein Streben.

Beschränkt im Raum, der starr Dir war,

im Nehmen und im Geben.

*

Empfindsame Hellsichtigkeit,

versuchst Kontaktaufnahme.

Und ich, begrenzt durch altes Leid,

ich bremse und ich lahme.

*

Bis eben grad ahn‘ ich Dich kaum,

ich weiß Dich kaum zu fassen.

Denn ich, ich seh‘ nur diesen Raum,

seh‘ Leben nur in Massen.

*

Verzweiflung greift nach uns, nach Dir –

Ich fühle es als Krankheit.

Du sprichst in Bildern, Farben mir –

Ich hoffe auf die Endzeit.

*

Die Bilder nehm‘ ich, mal sie bunt.

Der Sinn blieb mir verborgen.

Jetzt endlich tun sie mir kund:

Du meinst die Zeit im Morgen.

*

Du brauchst das Schöpfen, Lieben, Herz,

Du brauchst mich, weil verbunden.

Du rufst mich, meldest Dich mit Schmerz,

mein Kinderherz, geschunden.

*

Das kleine Wesen, tief in mir,

versteckt und gut verborgen,

muss ich befreien jetzt und hier,

wir brauchen uns für Morgen.

*

Bis jetzt war alles gut genug,

so soll es immer bleiben.

Was meine Kleine in mir trug,

soll niemals mehr uns treiben.

*

Wir öffnen unser Herz für uns,

wir leben miteinander.

Wir tragen Schöpferkraft in uns

und fühlen füreinander.

*

Verständnis fließt in Akzeptanz,

mein Herz, ich hab dich lieb!

Vergessen sei hier die Distanz,

seit ich Dir dieses schrieb!

*

Ach könnt‘ ich Dich doch in den Arm

ganz richtig heftig nehmen.

Ach wird mir um mein Herz so warm,

fast kommen mir die Tränen.

*

Doch dieser Tränenfluss ist Glück,

hab ich Dich jetzt gefunden.

Nie geh ich in die Zeit zurück,

schein‘s frei und ungebunden.

*

Was mir einst Freiheit, war Verlust

an Wärme und an Fühlen.

Es war die ausgegrenzte Lust

mit scheinbar großen Zielen.

*

Geliebtes Kleines, tief in mir,

so heftig und so weise,

komm, nimm die Hand – ich reich sie Dir,

wir gehen auf die Reise.

*

Vereint und stark, durchströmt von Kraft,

geborgen und zu zweit,

so haben wir den Kampf geschafft,

fürs glücklich sein bereit.

*

Geliebtes Kleines, tief in mir,

die Welt ist schön und hell.

Geliebtes Kleines, komm mit mir,

wir werden eins, ganz schnell.

*

Mit allem eins, mit Liebe voll,

im Übermaß zum Geben.

Von nun an finden wir es toll,

das laute – stille Leben.

*

Geliebtes Kleines, wir sind groß!

Oh Welt, gib Acht, wir kommen!

Geliebtes Kleines, lass uns los

zu Heiden und zu Frommen!

*

Lass uns berichten, wie sie scheint,

die Sonne heiler Liebe.

Wie einfach es das Leben meint,

wenn wir uns einfach lieben.

*

In Licht und Liebe lass uns schaun,

was die Natur gegeben.

Was so gekräftigt wir uns trau‘n

an Lasten hochzuheben.

*

Von nun an sind geeint wir rund,

es heilt, es strahlt das Streben.

Beglückt und pudelwohl gesund.

Geliebtes, Kleines, Leben!

 

(Gisa 1999)