Der Praxisstart

(1981)

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Da sitzt er nun, der junge Mann,

den Kopf voll dem, was er nun kann,

und wartet auf Patienten.

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Er lernte viel, er lernte gut.

Er macht sie auf mit sehr viel Mut,

die Praxis für Patienten.

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„Geduld, Geduld!“ man ihm oft rät,

so sitzt er da bis abends spät

und wartet auf Patienten.

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Da klingelt es: „Das wird er sein!“

sagt er, „der Erste mein!“

und schaut nach dem Patienten.

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Doch dieser ist, Gott sei‘s geklagt,

ein Mann, der nach Versich‘rung fragt.

Nichts war‘s mit dem Patienten.

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Dann bimmelt‘s wieder: „Nun geht‘s los!“

Der HP reckt sich und wird groß

und geht zu dem Patienten.

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Doch dieser ist, schon wieder mal,

ein Pharma-Mann und oben kahl

und keiner der Patienten.

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So sitzt er da, der arme Mann,

obwohl er doch soviel schon kann

ganz ohne die Patienten.

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Da klingelt es – „Wer kann‘s schon sein?“

sagt er und sieht in‘s Zimmer rein

– und sieht eine Patientin!

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Nun wird er hektisch „Gnäd‘ge Frau!

Das wird schon wieder, ganz genau!“

Sie folgt ihm, die Patientin

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in‘s große Sprechzimmer hinein

und klagt ihm ihre schlimme Pein.

„Am Bein!“ sagt die Patientin.

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„Da schwillt es auf, da schwillt es ab

und jedes Mal, da mach ich schlapp!“

so weint sie, die Patientin.

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Sie blickt ihn ziemlich kläglich an

und unser HP schreibt sodann

„Sulfur“ für die Patientin.

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Sie stehen auf, er führt sie raus

und sie geht ganz beglückt nach Haus

und strahlt nun, die Patientin.

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Die Nächsten brauchen auch viel Zeit,

bis sie zu diesem Weg bereit,

zur Praxis als Patienten.

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Doch als das erste Jahr vergangen,

die Spatzen von den Dächern sangen

„Geht zu ihm als Patienten!“

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