Der Usus von Fremdwörtern sei auf ein Minimum zu reduzieren!

Gisa, 14. 11. 2017

Eben das wurde uns zu Anfang unserer gymnasialen Laufbahn eingebläut: Benutze nur dann ein Fremdwort, wenn es sich anders nicht ausdrücken lässt.

Dieses Denken ist heute nicht mehr „in“. Wir sprechen eine Menge verschiedener Sprachen, verquirlt zu einem Gemisch, dessen wir selbst nicht mehr Herr (oder Dame) werden.

Auch – und gerade – Wissenschaftler*innen bemühen Wortschöpfungen und Begriffe, deren Bedeutung ihnen offensichtlich nicht geläufig oder deutlich ist.

Ich schaue mir gerne wissenschaftliche Dokumentationen an, denn die dort gezeigten Filme und Bilder sind überwältigend schön und dank der heutigen Technik so genau, dass sie unser eigenes Wahrnehmungsvermögen in jeder Hinsicht sprengen.

Diese Filme sind jedoch auch sprachlich unterlegt, um zu erklären, welchem Zweck beispielsweise Slow-motion-Aufnahmen gewidmet sein sollen. Oder welche Möglichkeiten diese Aufnahmetechnik bei der Erforschung von Vulkantätigkeit bietet.

Aus diesen neuen Kenntnissen wollen Wissenschaftler*innen Techniken für den täglichen Bedarf entwickeln, die das Leben vereinfachen sollen. Als Beispiel interessierten sie sich am heutigen Abend für die wasserabweisenden Eigenschaften von Blättern. Da fiel dann ein Fremdwort, das mich fast aus dem Sessel riss: „superhydrophob“.

Meine ausgeprägte Fremdwort-Kenntnis übersetzte sofort:

  • super = sehr
  • hydro = Wasser
  • Phob(ie) [1]= Angst, Furcht

„Superhydrophob“ muss also heißen: „hat ausgeprägte Angst vor Wasser“.

Nun fällt es mir sehr schwer, mir ein Seerosen-Blatt vorzustellen, das Angst vor Wasser hat – Seerosen sind Wasserpflanzen, wie schon der Name sagt. Auch bei einer Kannen-Pflanze, die ihren Trichter mit Wachsplättchen ausstattet, um darauf Insekten ausrutschen zu lassen, hat in ihrem Inneren viel Wasser, gemischt mit verdauungs­fördernden Säuren. Auch eine Kannenpflanze wird kaum eine ausgeprägte Angst vor Wasser haben. Der unterlegte Text lautete, dass „syperhydrophob“ als „besonders wasserabweisend“ gedeutet werden müsse. Haben die Wissenschaftler*innen dieses Wort wirklich verstanden? Wenn ich „wasserabweisend“ meine, kann ich doch eigentlich auch „wasserabweisend“ sagen – nehme ich einfach mal an. Das Wort hat dieselbe Anzahl an Silben, ist somit gleich lang; es wird von allen Menschen verstanden. Was spricht dagegen, „wasserabweisend“ zu sagen und zu schreiben?

Aber es bleibt nicht dabei.

Seit der Humanismus sich den „Fakten“ widmet, um auf Schöpfung und Gebote zu verzichten, sucht Wissenschaft nach neuen Erklärungen für die Existenz des Seins. Dabei spielt seit Darwin die „Evolution“ eine Kern-Rolle. Laut Darwin hat sich alles Leben in seinen Erscheinungsformen auseinander entwickelt, was dann gerne als Baum dargestellt wird.

Biblischer „Report“

Doch das Wort „Evolution“ ist kein Gott, keine Göttin, kein Schöpfer, keine Schöpfung, keine Natur… – Evolution bezieht sich auf einen Vorgang, bei dem jemand etwas aufschlägt (ein Buch) oder entrollt (eine Rolle alter Bibliotheken, z.B. Quran oder Thora). Auch wenn wir ein Paket auspacken, so ist das „Evolution“. Das Wort beschreibt eine Tätigkeit, aber nicht den Täter.

Doch lauschen wir diesen Wissenschaftssendungen, so hat die Evolution sich etwas Tolles ausgedacht, erschaffen, entwickelt…, um als Stellvertreterin der Schöpfung das Leben aus der Taufe zu heben. Das neue Heilige Buch ist die Lehre von der Evolution, geschrieben von Darwin.

Nun müssen alle Forschungen neuerdings „extrem“ sein:

  • der höchste Berg
  • der aktivste Vulkan
  • der tiefste Tiefseegraben
  • der größte Kontinent
  • der schnellste Vogel
  • der/die/das Extremste

um Eingang in die Wissenschaft zu finden!

„Extrem“ ist der Superlativ, die höchste Steigerungsform. Jenseits von „Extrem“ ist nichts mehr, denn „Extrem“ ist die Grenze, das lässt sich nicht mehr steigern. Es kann nichts „extremer“ sein.

All das zeigt eines: unsere Wissenschaft (bzw. ihre Vertreter*innen) versuchen, die Welt zu messen. Sie meint, durch Messen könnte sie dem Urgrund des Seins auf die Spur kommen. Damit verfehlt sie die Möglichkeit, den Gesamtzusammenhang und seinen Sinn zu erfassen.

Der Sinn des Lebens ist nicht messbar, findet sich nicht in den Algorithmen wieder, mit denen der Rhythmus des Lebens beschrieben werden kann und seine Selbstverständlichkeit zustande kommt.

Da Wissenschaft es ablehnt, auch Philosophen und Dichter an den Tisch der Forschung zu holen, wird sich wohl auch nicht viel an dieser Einstellung ändern.

Leider unterlassen dies auch die Mediziner*innen, egal, welcher Ausrichtung. Sie sprechen von „evidenzbasiert“.

  • Evidenz ist das Sichtbare, das Selbstverständliche.
  • Basis ist die Grundlage, auf der alles fußt.

Wenn also morgens die Sonne auf- und abends wieder untergeht, so ist das evident (eine Volksweisheit). Dasselbe gilt für den Sommer, der auf einen Frühling folgt; für den Vollmond, der sich aus dem zunehmenden Mond entwickelt hat…

Was jedoch Mediziner*innen meinen, wenn sie davon sprechen, dann geht es ihnen nicht um diese Selbstverständlichkeiten. Um was es ihnen tatsächlich geht, ist meist unklar. Nur dass es nicht wissenschaftlich als Begründung dienen kann, wenn diese Evidenzbasis fehlt, soll offensichtlich erscheinen.

Vielleicht sollten wir mehr auf Einstein hören, der sagte: „Was Du nicht einfach erklären kannst, hast Du selbst nicht verstanden.“

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[1] Phobie = altgriechisch φόβος, „Furcht, Angst“

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