03. Männer sind die Hörenden

Indianische Geschichten, übersetzt von Rakuna

Männer sind von Natur aus Hörende. Ihr Zeitmaß beginnt mit Trommeln, einem Klopfen, dem Herzschlag. Sie wissen, dass den Müttern eine tiefe und wahrhaftige Verbindung zum Herzen innewohnt und dass auch sie diese in sich selbst finden müssen.

Sie lauschen so lange, bis sie wahrnehmen, wie sich der Klang von ihrem Herzen in ihren Blutgefäßen immer weiter fortpflanzt. Ehe sie alt genug sind zu laufen, werden sie gelehrt, denen zu lauschen, die um sie herum sind. Wenn die Mutter den Jungen stillt, flüstert sie ihm das Schlagen ihres Herzens in sein Ohr. Sie singt ihm das Knabenlied, das sein ganzes Leben lang in seinem Gedächtnis verbleibt. Und die Männer ringsum singen dieses Lied für ihn, wenn er lernt, mit ihnen zusammenzusitzen. Sie singen und klopfen auf sein Herz, um die tiefe Ur-Erinnerung dieser lebenswichtigen Verbindung in ihm zu wecken. Ehe der Knabe von Wünschen spricht, lernt er, zu seinem Herzen zu gehen und zu hinzuhören. Immer kommen die Männer zusammen, um zu hinzuhören, ehe sie sich selbst vorbereiten, um zu gehen und Wasser oder Nahrung zu finden. Niemals sind sie ohne dieses Wissen, ohne ihre Fähigkeit  hinzuhören. Dies ist Teil ihres Blutstromes und nichts würden sie ohne dies  unternehmen.

Deshalb sind so viele der Trommler Männer. Es war freilich allen möglich, dem Zeitmaß zu folgen, doch die Männer bedurften dieser Übung und taten es gern. Sie fühlten dabei weder Unzulänglichkeit noch Scham. Sie spürten, dass dies eine Möglichkeit für sie war, die fruchtbare Leere zu empfinden und daraus den Klang zu gebären. Sie wussten, dass alle Menschen gebären mussten, um mit allen Wesen im Gleichgewicht zu sein. Zu gebären führte sie in den Raum der Mütter, denn Mütter lieben und schützen ihre Kinder. Sie wussten, dass ohne diese besondere Liebe die Familien getrennt werden würden. Die Bäume würden nicht zu ihnen sprechen, das Wasser könnte sie nicht rufen und die Nahrung könnte sich nicht mit ihnen verbinden. Zum Gebären zu gehören, war ihre tiefste Verbindung zu den Sternen-Menschen und all ihren Helferwesen.

So lernten die Männer hinzuhören und den Klang mit Freude und Dankbarkeit zu gebären.

Viele Menschen auf der Erde kennen die Kraft des Trommelns und Singens, die ihnen hilft, sich mit Allem, das ist, zu verbinden.

Das Bewusstwerden, dass der Klang in eurem Herzen geboren wird und euer Kind ist, lässt euch die ursprüngliche Einheit fühlen und wahrnehmen.

Der Klang ist das Kind und die Trommel ist euer Herz.

Das wirkliche Hineinhören bringt Allen Harmonie und wird euer Weg sein zur Einheit, zum All-Verbunden-Sein.

G00095, Kuh, Lascaux_1000a

Dieser Beitrag wurde unter Geschichten, Stareyes veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.