04. Die mit dem tiefen Wissen von Leben – die das Leben kennen

Indianische Geschichten, übersetzt von Rakuna

Diejenigen, die ihr „Medizinmenschen“ nennt, nennen wir „Die mit dem tiefen Wissen vom Leben“. Sie können jeden Teil eures Leibes das eigene Lied singen hören und darin, wonach die Zellen sich sehnen. Jede Zelle sehen sie als ein Kind, das gesund und glücklich ist oder aus der Art und etwas verwirrt. Euer Leib ist das Kind eurer Seele und so fragt ihr und die, die das Leben kennen, immer die „Mutter“, eure Seele, was das „Kind“ braucht, um heil zu sein.

Eure Seele braucht einen starken und lebendigen Leib, um sich des Erdenweges zu freuen. Die Seele kann nicht ums Feuer tanzen, wenn eure Füße gebrochen sind. Die Seele kann nicht ein köstliches Mahl genießen, wenn euer Magen voller Luft ist. Die Seele kann sich nicht der Berührung freuen, wenn euer Kopf schmerzt. So ist die Seele die Mutter eures Körpers und sie ist eine sehr gute Mutter.

Die mit dem tiefen Wissen vom Leben sitzen und sprechen mit eurer Seele und mit eurem Leib. Da gibt es Zellen, die schreien nach etwas, und sie können hören, was es ist. Heilen braucht wenig Zeit, weil die Seele sehr bemüht ist, das Gleichgewicht wieder herzustellen und der Leib nichts sehnlicher wünscht, als wieder im Geist der Freude zu sein.

Die mit dem tiefen Wissen von Leben singen den Klang des Einklangs für die Zellen. Oftmals kann ein Pfad von Angstgedanken gefunden werden im Blut hin zum Ort des Schmerzes. Die Heilerinnen sprechen mit diesen Gedanken und mit der Seele und nehmen die Enge hinweg. Manchmal wird eine heilende Aufgabe gegeben:

Vielleicht müsst ihr die Haut eines Tieres tragen, um mehr im Einklang mit seiner besonderer Kraft, Schönheit und Seele zu sein.

Vielleicht müsst ihr ein Kind um euren Bauch tragen, um euch mehr bewusst zu werden der Freuden und Bürden einer Mutter.

Manche Aufgaben werden gegeben, um euch zu helfen, eure Aufgabe in der Familie zu sehen.

Vielleicht wird euch eine Flöte gegeben, die die Familie zum Tanzen versammelt.

Was immer eure Seele empfiehlt, es wird getan. Es mag Zeiten geben, in denen diejenigen, die sich von ihrer Gesundheit verlassen fühlen, mit der Mondin träumen müssen.

Alle sind so bemüht, die Fülle des Lebens zu spüren, dass sie tun werden, was immer das Beste ist. Niemand möchte aus dem Tanz des Lebens ausgeschieden sein. Die, die das Leben kennen, fragen die Urkräfte ringsum, welche Nahrung die Menschen brauchen, um in vollem Tanz zu sein.

Da gibt es Zeiten, in denen nicht gegessen und der Leib ausgeruht wird. Alles wird getan mit Freude und Begeisterung für das Beste von allen.

Die mit dem tiefen Wissen von Leben ist eng vertraut mit der, die die Pflanzen kennt. Gemeinsam sammeln und trocknen sie alle die Grünlebenden, die es ihnen mitteilen. Wenige nur werden aufbewahrt. Die meisten sind bekannt und werden gefunden, wenn es nötig ist. Alle Wesen ringsum wünschen es den Menschen mit ganzer Kraft zu leben, weil die Menschen lieben und sich die Tiere, Pflanzen und Steine als ihre Freunde wünschen. So leben die Seelen aller Wesen miteinander in großer Liebe und teilen ihre Geschichten der heilenden Wege.

Die Leiber der Menschen brauchen nur sehr wenig Zeit, um zu heilen. Wenn der Gesang der Zellen gehört und verstanden wurde, sind diese wie Kinder, die zufrieden sind und mit glücklichen Gesichtern weiterziehen.

Da gibt es keine Gedanken von „Langzeitkrankheit“. Dies ist keiner ihrer Wünsche.

Wenn eine der Alten bereit ist, zu den Sternen-Menschen zu gehen, dann feiern sie ihre Tage auf der Erde mit ihrer Familie. Da gibt es Geschichten, Gesänge und Tänze von den Alten und für die Alten. Und wenn es an der Zeit ist, singt die Familie das Lied vom „Gehen zu den Sternen“ und die Alten verlassen ihren Erdenleib. Sie werden zu ihrer Sternen-Familie geführt und begleitet von denen, die diesen Pfad gut kennen. Alles wird in einem Kreis getan. Alles wird mit einem Gesang getan.

Diejenigen, die ihren Leib in jüngeren Jahren verlassen, sind bekannt als PfandfinderInnen. Sie suchen ihre Erden-Familie für eine kurze Zeit auf, um etwas Neues zu lehren. Sie bleiben zu Besuch für eine kurze Weile – so wie es eine Botschafterin tun würde – und dann gehen sie wieder. Dies wird im Herzen der Mütter gewusst, bevor die Saat im Schoß gepflanzt wird. Die Mutter wird gefragt, ob sie bereit ist, ein Kind zu gebären, das bald wieder geht. Sie weiß, dass sie gefragt ist, etwas für ihre Familie, für ihr Volk zu tun, und gibt deshalb meistens ihre Zustimmung. Da gibt es weder Grausamkeit noch zornige Gefühle. Es wird von allen als ein Geschenk gesehen – wie ein Vogel, der kommt und wieder fortfliegt nach einem kurzen Lied.

Alles Kommende wird besprochen, gesungen und getanzt für endlose Zeiten. Die Namen derjenigen, die uns für eine kurze Zeit aufsuchen, und die ihrer Eltern sind bekannt für immer. Und alles, was die Menschen darüber singen, kommt sehr lebendig in ihre Träume. Sie sehen sie in ihren Träumen und sprechen zu ihnen mit ihren Liedern. Dies ist eine Zeit der Freude. Die Stimme der Menschen verbindet sie mit dem All und allem darin.

So ist der Kreis geschlossen und im Innersten voll gelebt.

G00095, Kuh, Lascaux_1000a

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