22. Traumsucherinnen

Indianische Geschichten, übersetzt von Rakuna

Diejenigen, die ihre Traumsuchende nennt, wählten es, oft zu den Sternen-Menschen zu reisen. Sie nehmen sich Zeit zur Vorbereitung – wissend, dass ihre Reise wichtig ist für den Stamm und dass sie für eine Weile unterwegs wären. Sie nähren Leib und Seele mit besonderer Nahrung, die ihnen die Kraft für die Reise geben würde. Sie gehen zum Wasser, um ihre Gesichter zusehen, so dass sie erinnern können, wer sie sind. Sie baden in den heißen Wassern, die aus der Brust der Erdmutter quellen, und bitten die Erde, ihre Wurzeln zu halten, damit sie ihren Weg zurück finden können zu ihren Familien. Und Mutter Erde hielt die Wurzeln der Träumenden sicher in ihrem Herzen.

Die TraumsucherInnen konnten die Reise nur unternehmen, wenn alle Herzen mit ihnen verbunden waren: die der Erde, der Steine, der Wasser, der Pflanzen und der Tiere. Das gemeinsame Klopfen der Herzen ließ sie immer den einen Geist der gesamten Familie spüren. Sich hinweg zu träumen, um zu flüchten, war diesen Menschen nicht bekannt. All ihre Reisen wurden in bewusster Absicht für das Beste von Allen und mit Freude unternommen. Heilige Träume brachten Licht-Nahrung zum Stamm. Alle lernten, mit der Mondin zu träumen, aber nur wenige waren gerufen, in dem Raum hinter den Sternen zu reisen. Dazu bedurfte es einen starken Herzschlages mit der Erde und all ihrer Wesen. Die Alten, die diese Reisen schon viele Male in ihrem Leben unternommen hatten, lehrten /unterwiesen) die jungen Traum-Wanderinnen, sicher dorthin zu gelangen. Für viele Reisen begleiteten die Alten sie mit ihrer Kraft und Weisheit: Diese Vorbereitung brauchte viele Jahre. Die Erde war ihre Mutter und gab ihnen Stärke und Wissen.

Der Ort hinter den Sternen war ohne Zeit. Die Traum-Wanderinnen würden in einem Zustand ohne Denken eintauchen. Die Wesen, die sie dar innen trafen, kamen aus allen Wassern. Sie gaben den Traum-Sucherinnen einen Funken, ein Ei der Schöpfung, um es den Menschen zu bringen. Die Träumerin musste lang genug bleiben, um bereit zu werden, einen solch neuen Geist  zu tragen. Dieser Geist wurde auch „Atem der Seele“ genannt, für die die Träumerin Überbringende war. Wenn sie zur Erde  zurückkehrte, gab es ein sanftes Aufwachen. Dazu saß sie im Kreis und wachte allmählich aus ihrem Traum auf, während ihre Familie der Gesang des Nach-Hause-Kommens summte. Sie atmete den Geist ihrer Reise in die Mitte des Kreises, von wo aus die Menschen „den Atem der Seele“ in sich aufnahmen. Alle tranken den Nektar der Träumerin, den sie von den Sternen geholt und heimgebracht hatte, wie eine Biene. Die Herzen aller hören einen neuen Teil ihres Schlagens. Der aufgenommene „Atem der Seele“ veränderte ihr Leben.

So wuchsen die Familien im Geist auf der Erde und verbanden sich mit dem All und alle atmeten gemeinsam.

 G00095, Kuh, Lascaux_1000a

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