Naturvergessenheit

Gisa, 21.7.2019

Nach Hans-Peter Dürr, Physiker und Naturphilosoph, leben wir ein überholtes Weltbild. Wir haben zwar Gott abgeschafft, aber den Urknall eingeführt. Das macht es nicht besser, denn nun legt sich nach dieser Vorstellung im Urknall fest, was in den nächsten Milliarden Jahren passiert; einschließlich unserer Fehler und Irrtümer. So sind wir entweder Kreationisten oder darwinistische Naturwissenschaftler, was keinen gravierenden Unterschied darstellt.

In beiden Vorstellungen wird der Mensch außerhalb der Natur angesiedelt. In beiden Fällen wird die geistige Dimension der Natur geleugnet. Als Kreationisten / Naturwissenschaftler überschätzen wir unsere rationale Betrachtung und Steuerfähigkeit der Natur. Damit unterschätzen wir die Vielzahl möglicher Wege.

Damit betrachten Menschen ihre Welt durch den Rückspiegel ihres Lebensfahrzeuges. Sie betrachten die Vergangenheit und erschaffen durch sie ihre Angst vor einer unkalkulierbaren Zukunft. Ein schöpferischer, jedoch äußerst unangenehmer Akt mit bedrohlich wirkenden Folgen.

Beziehen wir jedoch unsere Gefühle mit ein, denken wir also ganzheitlich, dann können wir unseren Geist mit Hoffnung für unsere schöpferischen Fähigkeiten nutzen. Wir können Ideen entwickeln, die in der Vergangenheit noch nicht existiert haben. Wir können handeln, ohne auf einen determinierten Ablauf (durch Gott/Wissenschaft) festgelegt zu sein. Wir können mit Hoffnung etwas erschaffen, was es vorher noch nicht gegeben hat.

Die menschliche Lebenssphäre ist existentiell in die Natur eingebettet. Sie ist Teil einer vielfältigen und hoch differenzierten Biosphäre, die ihrerseits wiederum Teil einer umfassenden irdischen Ökosphäre ist.

Damit sind wir Teil eines Systems, in dem wir alles verändern können. Wir können auf alle Möglichkeiten zurückgreifen, mit denen wir das Leben gestalten, denn wir sind das Leben mit allen Gefühlen und formgebenden Träumen.

Wir kennen diesen Vorgang, denn wir leben ihn in jedem Schlaf. Hier ergibt sich Leben ohne Struktur, sehr wohl aber in unserer Form. Wir können das auch im wachen Zustand. Dann nennen wir das ganzheitlich Frieden, Liebe, Freude, Hoffnung und Einfühlsamkeit. Diese Inhaltsstoffe des Lebens treffen wir überall an, nur nicht in den Naturwissenschaften oder bei den Kreationisten.

Wir brauchen Bilder, um uns zu verständigen. Bilder sagen mehr als 1000 Worte. Bilder sind noch strukturfrei und können gewandelt werden. Wir können sie mit Gefühlen aufladen. In unseren Träumen können wir sie anfassen und in unser Leben holen. Wir können über die Wiese laufen und uns über Äpfel unterhalten, während wir die Neue Welt entwerfen und uns an ihr freuen. Bilder sind unser Bote in eine erhoffte Zukunft.

Diese Eigenschaften und Gefühle sind bestimmender Teil unserer Handlungen. Sie sind individuell sehr verschieden verteilt. Doch ohne Hoffnung auf Gelingen beginnt niemand, etwas erreichen zu wollen. Ohne bedingungslose Liebe, auch zu sich selbst, kann niemand Glück empfinden. Ohne Freude fehlt allen der Antrieb. Ohne Einfühlsamkeit gibt es keine Gemeinsamkeit, nur Isolation und Verzweiflung.

Gefühle gibt es nicht nur bei Menschen; sie entfalten sich in allen Geschöpfen. Vielleicht gilt dies auch für den Stein, das Wasser, den Ozean, die Luft und den gesamten Erdball. Es ist zu vermuten, denn wir sind eine Ganzheit. Als Teil der Erde sind wir die Erde selbst und ein Ausflug zum Mars ist Unsinn. Es wären Welten im Zusammenstoß.

Es kann also nicht richtig sein, wenn wir uns aus diesem Verbund herauslösen, um uns als „Krone der Schöpfung“ an dieser Gemeinschaft zu vergreifen. Es ist falsch, sie steuern zu wollen. Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile. Wir überschätzen unseren rationalen Verstand und glauben, von der Vergangenheit auf eine determinierte Zukunft schließen zu können. Damit unterwerfen wir uns einem Gott, den es nicht gibt, und seinen Dienern, die es sehr wohl gibt. Sie bestimmen, wie wir zu leben hätten. Sie behaupten, der gemessene Blutdruck und die Laborwerte wären lebensbestimmend. Doch Leben sind wir selbst; wir sind Sein ohne Struktur in Form von Gefühlen und Träumen.

Werden wir uns dessen bewusst, dass wir selbst es sind, die diesen Dienern ihre Macht einräumen, dann können wir selbst ihnen diese auch wieder entziehen. Jede für sich ist dazu imstande. Denn unsere Gefühle und Gedanken sind, wie es das alte Volkslied sagt, frei sich zu entfalten. Alle Änderung beginnt in einem kleinen Kern und greift dann um sich. Alle Änderung beginnt in Dir selbst.

Physikalisch betrachtet sind wir ein Nichts aus Energie. Unser Geist kann diese Energie formgebend einsetzen. Wie vielfältig diese Möglichkeiten sind, wissen wir nicht, denn wir haben uns auf Strukturen festgelegt, weil diese so „sicher“ zu sein scheinen. Es gibt mehr als das „Ja“ oder das „Nein“; es gibt viel mehr Schattierungen und schöpferisches Potential. Wenn wir den Mut haben, davon wieder Gebrauch zu machen, können wir vielleicht auch neue Pyramiden bauen und das Paradies zurückholen.

Als Teil der Erde sind wir zusammen mit aller Erde die Schöpferin des Seins im Hier und Jetzt. Frauen haben immer schon aufgeräumt. Deshalb:

Es gibt viel zu träumen – fangen wir an!

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